Haben Sie schon einmal daran gedacht, mit rumänischen Unternehmen zusammenzuarbeiten? Aus meiner Geschäftsreise im Dezember nach Bukarest konnte ich Einiges mitnehmen. Die wichtigsten Erkenntnisse gleich vorneweg: Rumäniens Hauptstadt ist sicherlich nicht die schönste Stadt. Touristisch gesehen hat sie auf den ersten Blick auch nicht wirklich viel zu bieten, aber schafft Raum für gute Geschäfte.
Deutschsprachige Geschäftsleute, die zum ersten Mal mit Rumänien zu tun haben, sind immer von dem Land und den Leuten positiv überrascht. Der Grund: Oft sind sie von negativen Klischees und Vorurteilen geprägt (insb. von den Angehörigen von Gruppen am Rand der Mehrheitsgesellschaft, etc.). Nach kurzer Zeit stellen sie jedoch fest, dass sie auf fröhliche, offene und wissbegierige Menschen mit starken kulturellen Wurzeln treffen.
Rumänien hat sowohl wirtschaftlich als auch kulturell blühende Zeiten gesehen, an die sich jeder gerne erinnert. Ein gewisses Grundwissen über die rumänische Geschichte und – noch besser – ein paar Brocken Rumänisch können daher Ihre Gespräche unerwartet verbessern. Vergessen Sie aber auch nicht die rumänische Küche zu loben – selbst, wenn sie Ihnen manchmal zu üppig und zu fett ist.
Privilegien und Statussymbole sind nämlich in Rumänien sehr beliebt, und werden von einem deutschsprachigen Geschäftspartner erwartet. Im geschäftlichen und gesellschaftlichen Leben hat der konventionelle Anzug mit Krawatte in gedeckten Farben seinen festen Platz. Qualität, besonders bei Schuhen, wird im Land als Hinweis auf solide Vermögensverhältnisse gewertet. Einen positiven Eindruck hinterlassen Sie auch, wenn Sie:
qualitativ hochwertige Kleidung (nach dem Motto: Marke = Status) sowie exklusiven Schmuck (Frauen) und Uhren (Männer) tragen,
ein gutes, gepflegtes Auto fahren
Rumänische Geschäftsleute sind großzügig und erwarten Großzügigkeit. Knausern bei Geschäftsessen oder Gastgeschenken sind Methoden, sich nachhaltig unbeliebt zu machen. Ebenso wie: Überlegenheit oder gar Herablassung zu zeigen. Sie punkten, wenn Sie Einladungen in teure Restaurants aussprechen – keine Angst, Ihre Partner werden sich sicher revanchieren. Trinkgelder sind in Rumänien üblich und werden erwartet.
Für Verhandlungen mit Rumänen muss mehr Zeit eingeplant werden als in Deutschland, Österreich oder den angelsächsischen Ländern üblich. Es ist schlicht unhöflich, sofort zum Kern der Sache zu kommen. Erst muss die Person „beschnuppert“ werden (Ehefrau, Kinder, Sport, Gebrechen), dann wird das im Allgemeinen gute Wetter in Rumänien gewürdigt, und erst nach Klärung aller übrigen weltpolitisch bedeutsamen Fragen kommt das eigentliche Anliegen zur Sprache. Politik ist generell ein heikles Thema geworden. Sie sollten nach Möglichkeit in den Gesprächen mit rumänischen Partnern nicht Themen wie die rumänische Politik, das schlechte Image Rumäniens in den Medien, die Situation der Minderheiten in Rumänien (Ungarn, Deutsche, Sinti, Roma) ansprechen. Das Gespräch verläuft im Allgemeinen nicht zielorientiert, sondern eher unstrukturiert, es bleibt Raum für Anekdoten und längere Monologe.
Obwohl der persönliche Umgang manchmal etwas lockerer wirkt, ist die Hierarchie sehr wichtig. Und nicht immer darf Ihr Gesprächspartner das entscheiden, was er mit Ihnen verhandelt. Das sollten Sie nachprüfen. Oftmals kann es auch sein, dass man denkt, eine Entscheidung ist schon durch, obwohl höhere Stellen noch zustimmen müssen. Die Behörden haben in Rumänien ebenfalls einen großen Einfluss. Deswegen ist eine gute Beziehung zu den öffentlichen Stellen wichtig. Aber Achtung vor Korruption! Die rumänische Währung ist, übrigens der Leu (Mehrzahl Lei). Die offizielle Währungsabkürzung ist RON.
Ähnlich wie in anderen osteuropäischen Ländern funktioniert das Business in Rumänien am besten mit Beziehungen. Also fliegen Sie lieber hin, als tausende Telefonate zu führen. In den Verhandlungen sind Zähigkeit und Geduld gefragt. Geschäftsabschlüsse können sich sehr in die Länge ziehen. Dieser Verhandlungsstil erfordert Geduld, aber aus rumänischer Sicht ist er angenehmer und letztlich ergiebiger als der angelsächsische, denn er fördert Spontanität, Ideen und Emotionen. Dass er auch das Erinnerungsvermögen trüben kann, stellt sich immer dann heraus, wenn das Verhandlungsergebnis schriftlich fixiert werden soll und der vermeintliche Konsens sich in Luft auflöst. Es empfiehlt sich also, den Verhandlungsfortschritt protokollarisch festzuhalten und von den rumänischen Geschäftspartnern schriftlich bestätigen zu lassen.
Formalitäten müssen eingehalten werden. Höflichkeit und Etikette sind, vor allem in der Geschäftswelt, besonders wichtig. Die rumänische Mentalität und Handlungsweise unterscheiden sich allerdings von Region zu Region. Siebenbürgen (Transsilvanien – Zentrum und der Nordwesten Rumäniens) hat z. B. habsburgische Einflüsse, während hinter den Karpaten osmanische oder türkische kulturelle Einflüsse liegen. Viele Rumänen sprechen eine Fremdsprache. Die jüngere Generation spricht meist Englisch, während die ältere Generation oft Französisch spricht. Rumänen in Siebenbürgen und im Banat sprechen manchmal Deutsch (oder Ungarisch), da sie Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie waren und sich dementsprechend an Wien und Berlin orientierten. Es ist auch gut zu wissen, dass Rumänisch eine romanische Sprache ist, genau wie Französisch und Italienisch. Darauf sind die Rumänen stolz, denn das unterscheidet sie von anderen osteuropäischen Ländern.
Noch kurz über Frauen in Führungspositionen: Auf dem rumänischen Wirtschaftsmarkt lässt sich die Tendenz, Frauen in Top Management Positionen zu ernennen, registrieren. Dieser Trend lässt sich zum einen durch die rasanten Veränderungen und Entwicklungen in allen gesellschaftlichen Bereichen erklären, zum anderen ist er auf die Bemühungen Rumäniens, mit den westlichen Geschäftsnormen Schritt zu halten, zurückzuführen. In der Regel werden Frauen in der rumänischen Gesellschaft als gleichwertige Ansprechpartnerinnen angesehen und akzeptiert.
Nun das war’s schon! Packen Sie Ihr Wissen aus, denn das Wissen um die entsprechenden kulturellen Besonderheiten ermöglicht ein taktvolles und angemessenes Vorgehen im fremden Land und man erzielt in der Regel eine größere Übereinstimmung, was wiederum mit einem größeren geschäftlichen Erfolg gekoppelt ist.
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